Tod eines Magermodels

Tod eines Magermodels

Ihre Anorexie hat Isabelle Caro berühmt gemacht. Nun ist die junge Frau gestorben
 

Foto: PA Isabelle Caro ist tot.
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Bei einer Größe von 1,64 Metern wog Isabelle Caro nur 31 Kilogramm
Vor zwei Jahren hat Isabelle Caro ein Buch geschrieben. Es war ihre Autobiografie, sie trug einen unschuldigen, naiven Titel, der ihren Inhalt fast verharmloste. "Das kleine Mädchen, das nicht dick werden wollte", hieß das Buch. Es erzählt die Geschichte einer schweren Krankheit. Einer Krankheit, die nun mit dem Tod der jungen Französin Isabelle Caro endete.
Sie wusste um ihren Zustand. "Ich bin fast eine Darstellung des Todes", hat Isabelle Caro über sich selbst gesagt. Sie war 1,64 groß und wog nur 31 Kilo. Größe, Gewicht, das sind so Daten, die über Models immer bekannt sind. Auch wenn die Bezeichnung "Model" bei einer Frau wie Isabelle Caro nur zynisch klingen kann. Über ihr genaues Alter herrscht hingegen Uneinigkeit, mal wird es mit 28, mal mit 30 Jahren angegeben.
Ihre Magersucht war es, die sie berühmt gemacht hat. Der italienische Starfotograf Oliviero Toscani hatte sie 2007, anlässlich der Mailänder Modewoche, als abschreckendes Beispiel für Magersucht fotografiert. In den 80er- und 90er-Jahren sorgte Toscani mit seinen Fotos für Werbekampagnen der Modemarke Benetton für Aufsehen. Dabei hatte er unter anderem einen siechen Aids-Kranken fotografiert oder einen komplett mit Öl verklebten Seevogel.
Die Bilder der ausgemergelten, bereits vom Tode gezeichneten jungen Frau schockierten damals die Welt. Als die Fotos entstanden, war sie gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Zuletzt war sie wieder im Krankenhaus. Bereits Mitte November ist Isabelle Caro an einer Lungenentzündung gestorben, wie die Schweizer Website 20minutes.ch berichtet. Nach Informationen des französischen Magazins "Paris Match" starb sie in einer Klinik in Tokio.
Toscani, der Mann, der Caro und ihre Krankheit ins Licht der Öffentlichkeit brachte, sowie die Modemarke No-l-ita wollten mit ihrem ausgemergelten Körper ein Zeichnen gegen Essstörungen setzen. Die Bilder zur Kampagne "No-Anorexia" ("Nein zur Magersucht") waren damals in Mailand und Rom plakatiert worden und hatten weit hinaus über die Stadtgrenze für große Aufmerksamkeit gesorgt.
Das Model war bei einem Casting unter Magersüchtigen ausgewählt worden und kassierte nur 700 Euro für die Fotoaufnahme. Nach der Kampagne wurde Isabelle Caro zu einer Art "Starlet der Magersucht". Ungewollt. "Es ist schrecklich, was derzeit passiert", hatte Toscani damals über Caro gesagt. "Isabelle redet unablässig über sich selbst." Einige behaupten, die junge Frau sei damals zu schwach gewesen, um ein freies Einverständnis zu den Fotos geben zu können. Sie selbst sagte, sie bereue nichts. "Die physischen und psychischen Leiden, die ich durchgestanden habe, geben nur einen Sinn, wenn sie denen helfen, die in die Falle geraten sind, aus der ich mich zu befreien versuche", sagte sie 2007 der "Welt". "Ich habe mich selbst zu lange verborgen. Jetzt will ich mich ohne Angst zeigen, obwohl ich weiß, dass mein Körper abstößt."
Isabelle Caro hatte ihr eigenes Blog im Internet. Dort sah man sie mit Fernsehteams in Paris, Wien, New York, Madrid und Athen. In einem Interview mit der italienischen "Vanity Fair" sagte sie, sie wolle ihr Studium an der renommierten Pariser Schauspielschule Cours Florent wieder aufnehmen, die sie aus Gesundheitsgründen verlassen musste. Auf Rollen wartete sie vergeblich.
Mit 13 Jahren war Isabelle Caro in die Magersucht geraten. Sie wuchs abgeschottet von der Außenwelt auf. Manchmal durfte sie das Haus gar nicht verlassen. Ihr Vater, ein Geschäftsmann, war ständig unterwegs. Ihre Mutter, eine Lehrerin, litt unter schweren Depressionen. Die kleine Isabelle wurde zu Hause unterrichtet. Als Teenager durfte sie nach dem Unterricht Violine spielen, Eislauf und Balletttanz lernen. "Meine Mutter wollte, dass ich ihr kleines Kind bleibe. Sie verbrachte ihre Zeit damit, mich zu messen", sagte sie.
2006 war Caro nach Marseille gezogen. Zu dem Zeitpunkt wog sie nur noch 32 Kilo. Schon damals wusste sie, dass ihre Magersucht Spuren hinterlassen würde. "Ich werde nie wieder lange Haare haben können", sagte sie. "Ich habe Zähne verloren." Ihre Brüste sahen wie die einer 60-jährigen Frau aus, unter ihren Augen war die Haut fast schwarz und dünn. Am Gesäß blätterte die Haut ab. Vor dem Foto, das sie berühmt machte, war sie bis zu einer Grenze von 25 Kilo abgemagert. Sie lag mehrmals im Koma. "Anorexie ist eine ernste Krankheit und kein Lebensstil", sagte sie später.
Auf ihr Gesicht hatte sie sich Sommersprossen tätowieren lassen. Sie sollten an ihre Lieblingsschauspielerin Isabelle Huppert erinnern. Sie gestand in einem Interview, die Sommersprossen sollten die Aufmerksamkeit auf ihre riesigen blau-grünen Puppenaugen statt auf ihren Körper ziehen. "Als ich nach Marseille gezogen bin, hat niemand mit mir gesprochen. Ich habe sehr darunter gelitten, wie die Leute mich angestarrt haben." Sie dachten, sie hätte Aids oder sei heroinabhängig. "In Cafés und Bars wollten sie mich nicht bedienen", sagte sie.
Isabelle Caro wurde berühmt. Sie setzte sich neue Ziele. "Erstens will ich lebensfähig sein", sagte sie der "Welt". "Und ich will auch die Botschaft vermitteln, dass das Leben schön ist und dass es lebenswert ist." Sie wünsche sich ein Kind, wenn ihre Tage nicht mehr ausblieben und ihr Körper eine Schwangerschaft verkraften könne. Auf ihrer Webseite schrieb sie, sie liebe heiße Schokolade, den Sonnenaufgang auf dem Berg Saint Victoire und koche gern Fisch. Im Sommer verkaufe sie selbst gebastelte Souvenirs auf den Märkten der Cote d'Azur.
Laut Oliviero Toscani hatte Isabelle verstanden, dass sie mit Leichenkörper und -gesicht Geld verdienen könnte. "Sie ist nicht Isabelle Caro", sagte er. "Sie ist ein Prototyp, mehr nicht. Sie ist Anorexie. Und wie alle Magersüchtigen ist sie hypernarzisstisch."
Isabelle Caro wollte in dem Buch über ihre Leiden und ihre Genesung berichten. Ihren kranken Körper zeigte sie weiterhin in Magazinen und Fernsehsendungen. Auf Interviewwünsche ging sie nur ein, wenn sie dabei fotografiert wurde. Sie konnte nicht anders, als zu hungern. Und der Welt ihren Hunger zu zeigen.
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